die Foto- und die Teigkünstlerinnen …und die Zitronentarte mit Schneehaube

Teigspachtel #23 Zitronentarte mit Schneehaube (aus „Vollpension Kuchen von der Oma“, Pichler Verlag)

40 Kuchen in 52 Wochen zu backen ist mir damals – Ende November 2016 am Beginn meiner „Kuchen-Reise“- nicht so unmöglich vorgekommen. Tatsächlich merke ich jedoch, dass es schon eine große Herausforderung ist, diese 40 Kuchen neben den „normalen“ Verpflichtungen unterzubringen. Es erfordert doch einiges an Muße, Zeit und Anstrengung, sind es doch alles neue Rezepte, die ich noch nie ausprobiert habe. Manchmal versuche ich auch andere Rezepte, jenseits der Backchallenge, oder backe zwischendurch auch immer wieder meine geliebte Mohn-Nusstorte, die sich allerorts großer Beliebtheit erfreut. Dann fehlt mir die Zeit für meine Spendenkuchen. Umso mehr bringt es mich immer wieder auf meinen Weg zurück, wenn eine meiner Freundinnen einen „Spendenkuchen“ bei mir bestellt. Dieser Auftrag war besonders nett. Meine sehr liebe Freundin Julia, kennengelernt vor gefühlten 50 Jahren, tatsächlich allerdings vor ca. 21 Jahren in unserer gemeinsamen Arbeit, wollte gerne bei dem Projekt mitwirken mit der Spende einer Auftragstorte und das Beste daran, diese im kleinen Kreise – wo auch ich dabei war – zu verkosten.

Wir verlieren uns immer wieder für einige Monate oder Jahre aus den Augen, aber wie schon öfters beschrieben, wenn wir uns dann wiedertreffen, kann ich auch mit ihr dort weiterreden, wo vor Jahren aufgehört. Eine witzige Übereinstimmung war schon die Auswahl. Ich schicke Julia die Übersicht mit den möglichen Kuchen und Torten aus dem Vollpension-Bankbuch, hab dabei schon eine besonders im Blick, von der ich irgendwie das Gefühl habe, sie und Julia würden gut zusammenpassen. Und Julia schaut sich alle durch, liest auf meiner website, welche schon gebacken wurden und schlägt mir dann vor, die Zitronentarte zu backen. Ja, gerne, die hätte ich auch ausgewählt.

Für mich ist diese schon eine größere Herausforderung: der Mürbteig wird blind gebacken – da ist immer die Gefahr, dass er entweder Blasen wirft, oder zu trocken wird (das Blindbacken mit Hülsenfrüchten ist mir zu lästig). Es wird eine Zitronencreme verwendet mit 4 Zitronen und 5 Eiern, so etwas habe ich noch nie gemacht, und die Schneehaube wird mit einer Tülle aufgespritzt – das Gepansche mag ich seit der Kardinalschnitte nicht so besonders gerne. Erschwerend kommt noch hinzu, dass Julia (leider) selbst eine begnadete Köchin und Bäckerin ist und eine gnadenlose Kritikerin. Der ohnehin schon riesige Erwartungsdruck wird noch getoppt von der weiteren Gästeliste: ich nehme meine Fotografin und Freundin Claudia (www.claudia-sitte-photography.com) die für die tollen Fotos hier „verantwortlich“ ist mit und es kommt noch eine unglaublich tolle Bäckerin und Keksspezialistin dazu, die mit ihren wirklich verrückt gut schmeckenden Keksen (www.broeselkeks.com) sogar ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Na gut, aber ich liebe ja Herausforderungen 🙂 Wir wollen uns heute über Kuchen und über Fotos austauschen.

Da die Tarte für 26 cm angegeben ist, rechne ich mal alle Zutaten auf eine 32-cm-Tarte hoch. Der Mürbteig scheint mir trotz Hochrechnerei eher wenig und durch die Zugabe von 2 Eidottern wird er leider auch sehr brüchig. Noch dazu habe ich zu wenig Zeit einkalkuliert und so kann er nur 40 Minuten rasten, das ist eher die untere Grenze – besser sind ein paar Stunden, oder sogar über Nacht. Beim Ausrollen passiert die erste kleine Katastrophe, er bricht – ich klebe ihn wieder zusammen, doch beim Hineingeben in die Tarte habe ich plötzlich ca 20 Mürbteigflecken, statt eines Mürbteigbodens. Da ich aber in meiner Kindheit und auch später immer wieder eine wirklich talentierte Puzzlelegerin war, suche ich die passenden Teilchen und klebe solange zusammen, bis das Ergebnis mich halbwegs zufriedenstellt. Ich steche den Teig mehrmals ein und backe ihn für 18 Minuten. Sieht ganz gut aus. Die Zitronencreme finde ich etwas schwieriger. Da ich nur Bioeier von mir persönlich bekannten Hühnern von einem Biobauernhof aus meiner Gemeinde verwende, die oftmals sehr riesig sind, bin ich hinsichtlich der Mengenangaben und vor allem Umrechnung auf die größere Tarteform kurz unsicher. Wozu man den Zitronensaft vorher aufkochen muss, wenn dann die ganze Masse nochmals gekocht wird, ist mir auch nicht ganz klar, aber ich mach alles wie beschrieben. Nun die nächste Stolperstelle: bei geringer Hitze, unter ständigem Rühren eindicken lassen. Haha, wie soll ich wissen, wann diese Creme, die ich ja noch nie gemacht habe, fertig eingedickt ist? Ich als Buchhalterin hab es schon gerne ein wenig genauer. Soll ich jetzt 2 Minuten rühren, oder 10 ? Tja, keine Ahnung. Ich lass sie mal kochen und irgendwann, nach ca. 5 Minuten hab ich das Gefühl dass sie jetzt „eingedickt“ ist und belasse es damit. Dann noch Butter dazu, abkühlen lassen und in den Kühlschrank. Am nächsten Tag kommt dann noch die Schneehaube drauf und noch mal für 10 Minuten in den Ofen. Ein echtes Experiment.

Wir treffen uns schon zum Mittagessen bei Julia. Sie sagt, sie bereitet eine „Kleinigkeit“ zum Essen vor. Nachdem mein letztes Essen bei Julia schon einige Jahre her ist, habe ich vergessen, was das bei ihr bedeutet. Ich rechne mit einem kleinen Salat, den es dann in unglaublich leckerer Ausführung als Vorspeise gibt und dann noch Fisch mit Gemüse. Sehr lecker, aber viel zu viel. Und dann werden meine Tarte und natürlich einige von Christines köstlichen Keksen verkostet. Sogar Claudia, normalerweise sehr willensstark im Nichtessen von Mehlspeisen macht eine Ausnahme und probiert einiges.

Die Tarte schmeckt sehr fruchtig, sehr zitronig und eigentlich sehr lecker. Anders als „Omas Kuchen“ normalerweise schmecken, schon sehr besonders, in der Zubereitung ja auch um einiges aufwändiger. Nachdem jetzt aber lauter Gourmets als Kritiker versammelt sind, könnte man – wenn man unbedingt will – noch anmerken: der Boden könnte noch etwas dicker sein und die Tarte sollte unbedingt gut gekühlt serviert werden. Das wäre aber jetzt Jammern auf sehr hohem Niveau. Also nur 9,5 von möglichen 10 Punkten . Ich bin mehr als sehr zufrieden. 😉

Achja, jetzt hätte ich es fast vergessen: vielen Dank liebe Julia für die ausgesprochen großzügige Spende für den Sterntalerhof !!!

 

2 Comments
  1. Die Zitronentarte war ausgezeichnet und ich backe sie sicherlich selbst mal nach solange bei so heißem Wetter eine erfrischende Torte gewünscht wird.
    Julia

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