die wahre Challenge – die Honigcremeschnitten

Teigspachtel #38 Honigcremeschnitten (aus „Vollpension Kuchen von der Oma“, Pichler Verlag)

 Die Honigcremeschnitten haben mich von Anfang an total angesprochen, und doch dauert es über ein Jahr, bis ich es wage. Die Vorstellung auf umgedrehten Backblechen zu backen, hat mich irgendwie davon abgehalten. Auch klingt die Zubereitung einigermaßen kompliziert. Und ich sollte recht behalten. Und es sollte noch schlimmer kommen….

Ich beginne mit dem Teig und habe so meine Zweifel, wie soll aus 100 Gramm Mehl, 100 Gramm Staubzucker und bisschen Butter und 2 Eiern soviel Teig – überhaupt ein Teig – entstehen, womit man dann 2 Backbleche belegen kann. Ich mische alles und bekomme ein klebriges Etwas, ich gebe Mehl dazu, viel Mehl, es klebt noch immer furchtbar, inzwischen läutet es an der Tür und ich versuche, meine Finger soweit teigfrei zu bekommen, um überhaupt öffnen zu können. Es ist der Sohn meiner Nachbarin, der mir Milch für die Creme bringt – ich habe leider zu wenig zuhause – im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Ich bin verzweifelt. Zum ersten Mal seit Beginn dieses Backprojektes überlege ich ernsthaft, einen Kuchen einfach NICHT zu backen. Ich bin versucht, alles zusammenzupacken und den Teig, der immer noch keiner ist, beim Fenster rauszuwerfen. Niemand müsste es je erfahren. Ich hab an sich gute Nerven, aber das ist zu viel für mich. Liegt es an mir, oder an dem Rezept? Ich versteh es einfach nicht. …. Nach einer kurzen Besinnungsphase kommt Aufgeben nicht mehr infrage. Gut, dann also weiter, irgendwann – nachdem ich die Mehlmenge um mehr als das Dreifache erhöht habe, entsteht ein teigähnliches Etwas, aber noch immer sehr wenig. Ich rolle dieses Wenige mühsam aus und versuche damit 2 Backbleche umgedreht zu belegen. Es gelingt mehr schlecht als recht. Die Bleche sind so halb und halb bedeckt. Es ist mir inzwischen egal, ich will nur mehr fertig werden.

Nach dem Backen schaut der Teig gar nicht mehr so schlecht aus. Aus den Teigfragmenten schneide ich Teile ab und lege sie wieder zusammen wie ein Puzzle, damit zumindest (wenn auch kleiner) doch 2 Teigplatten entstehen.

Die Creme ist nicht weniger mühsam. Milch wird aufgekocht, eine Mischung aus Mehl, Maisstärke, Wasser und Dotter eingerührt und somit eine dicke Creme hergestellt. Es ist eine Art selbstgemachter Pudding, aber auch nicht so, wie ich es kenne. Ich hinterfrage nichts mehr. Mir ist inzwischen alles egal. Ich glaube nicht mehr an ein gutes Ende. Ich probier ein wenig von der Creme. naja, schmeckt gar nicht so schlecht.

Die Teigplatten sind hauchdünn. Irgendwie schaffe ich es, eine davon auf eine geeignet Unterlage zu bringen, die Creme auf diese Platte zu streichen, dann kommt eine Lage geschlagenes Obers drauf und mit der zweiten Platte zuzudecken. Ich deck alles mit Klarsichtfolie ab, stell die Schnitten in den Kühlschrank und mach ein Kreuzzeichen. Gott sei Dank bin ich fertig. Nie, nie wieder mache ich diese Honigcremeschnitten.

Am nächsten Tag sind die ursprünglich knusprigen (harten) Teigplatten schön weich geworden, ich schneide die Schnitten in handliche Häppchen und probier eine – sie schmeckt einfach großartig. Meine Arbeitskollegen, die meine Schnitten verkosten, überschlagen sich förmlich mit Komplimenten, so etwas Guten hätten sie selten gegessen. Dieser Teig, diese Creme. Und ja, sie haben ja recht. Vielleicht mach ich sie ja dann doch noch einmal. 🙂

 

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