Teigspachtel #22 Himbeer-Biskuit-Roulade (aus „Vollpension Kuchen von der Oma“, Pichler Verlag)
Matt aus Amerika kommt uns besuchen. Das ist natürlich ein besonderes Highlight und damit suche ich einen besonderen Kuchen aus. Ich entscheide mich für eine Himbeer-Biskuit-Roulade.
Meine Gedanken wandern zurück zu der Zeit, wo wir uns kennengelernt haben. Es war im Sommer 1995 (also kaum 22 Jahre her). Ein sehr lustiger Sommer. Matt war und ist ein guter Freund meines Mannes und kam damals zu Studienzwecken betreffend Zeitgeschichte für einen Sommer nach Wien. Es war eine so unbeschwerte Zeit, wir haben alle gemeinsam so viel unternommen, sind viel gewandert, haben uns viel erzählt, mein Mann hat immer gut gekocht und wir alle gut gegessen. Keine Schulkinder, keine Kindergartenkinder, nicht so viel Stress, weniger Verpflichtungen, einfach Sommer und wir. Schön!
Für diese Biskuit-Roulade werden die Eier getrennt und es wird brauner Zucker verwendet. Ich rühre eine gefühlte Ewigkeit, will ich doch ein superflauschiges Ergebnis sehen. Der Teig sieht schon jetzt gut aus und als er im Backrohr aufgeht, weiss ich, dass er super schmecken wird.
Die Himbeercreme verändere ich spontan – wie ich eben bin. 150 Gramm Butter in Kombination mit Magertopfen kommt mir ein wenig seltsam vor und auch auf den Eidotter, der ja dann roh in der Creme bleibt, verzichte ich. Stattdessen nehme ich ganz wenig Butter, dafür 20%igen Topfen und einen halben Becher geschlagenen Obers. Auch in die Creme kommt brauner Zucker und jede Menge Himbeeren. Ich mische diese wegen der Optik mit Heidelbeeren.
Der fertige Teig wird kurz eingerollt, dann lässt man ihn auskühlen, dann wieder entrollt, gefüllt und wieder eingerollt. Er sieht wunderhübsch aus.
Zwischendurch irritiert mich mein Mann ein wenig. Er meint, Matt, der sehr kalorienbewusst und ernährungsbewusst ist, wird ganz bestimmt nichts Süßes essen, aber das kann ich mir, wenn ich mir die Roulade so ansehe, einfach nicht vorstellen, und auch wenn es so wäre, es wäre ohnehin zu spät.
Wir verbringen dann einen wunderschönen Vormittag am Neusiedler See mit Matt und seiner Frau Julia und unseren Kindern, essen vorzüglich direkt am See in der Mole West und dann…. gibt es bei uns im Garten die Himbeer-Biskuit-Roulade. Von wegen nichts Süßes, beide essen jeweils 2 Stücke und die Roulade hält wirklich, was ihr Aussehen erahnen lässt. Ausgesprochen lecker! Durch den braunen Zucker schmeckt diese Mehlspeise irgendwie anders, ich kann es nicht beschreiben, nicht so „einfach“ wie normalerweise, irgendwie besser – käftiger, karamelliger vielleicht. Auf jeden Fall absolut köstlich.
Und dann darf ich sogar noch 2 Stückchen einpacken, das ist für mich immer die Gewissheit, dass sie nicht nur höflich waren, sondern dass es wirklich geschmeckt hat. Ich freue mich sehr. Vielleicht findet mein Spendenprojekt ja noch Nachahmer in Cleveland – super wäre es !!
