Teigspachtel #37 Pavlova (aus „Vollpension Kuchen von der Oma“, Pichler Verlag)
4 Kuchen noch, dann bin ich mit dem Buch komplett durch. 36 sind bereits gebacken. Jetzt bleiben entweder eher komplizierte Kuchen oder solche, die mich nicht so besonders ansprechen, oder solche, die man schlecht für den nächsten Tag aufheben und wen mitbringen kann.
Aber irgendwann will ich fertig werden, also mach ich mich heute an die Pavlova. Eine liebe Freundin aus längst vergangenen Verlagszeiten besucht mich überraschend und es ist so lustig, dass wir uns nach dem geplanten kurzen gemeinsamen Mittagessen noch nicht trennen wollen. So folgt noch ein Kaffeehausbesuch und dann noch ein stundenlanger, sehr witziger Gedankenaustausch und die Wiederbelebung längst vergangener Erlebnisse. Irgendwann zwischen 2 Gläsern Wein beginne ich mit der Zubereitung der Pavlova. Sie hat mich nie so richtig angesprochen, doch jetzt in der heiteren Atmosphäre ist ein guter Zeitpunkt.
Neben Lachen und Reden und Trinken wiege ich schnell die Zutaten ab, es braucht ja gar nicht viel dafür. Eiklar, Kristallzucker, Maisstärke, Zitronensaft. Die Zubereitung ist denkbar einfach und auch sehr schnell. Der steif geschlagene Eischnee wird mit dem Zitronensaft und der Maisstärke verrührt und aufs Backblech aufgespritzt. Das Ganze wird ewig gebacken. 15 Minuten auf 120 Grad und dann weitere 75 Minuten mit 100 Grad.
Ich mag Baiser nicht so gerne, ich denke sofort an die steinharten Windringerl am Weihnachtsbaum, bis heute ist mir ein Rätsel, ob die wirklich irgendwer mag, oder ob das reine Deko ist, wenn ich mir nur vorstelle reinzubeißen, bekomme ich alle Zustände und die Zähne tun mir weh. Ein schönes Baiser-Erlebnis gab es in meiner Kindheit, in Krems gab es eine wunderbare Konditorei und da konnte man Baiser mit Schlag bestellen, da kam dann so ein Baiser, in einer Art Eistütenform und irgendwie war es nichtssagend und doch auch aufregend, es zu essen, einfach ganz was anderes. Dann hab ich davon fast 40 Jahre lang nichts gehört. Witzigerweise sieht man momentan wieder sehr oft Bilder oder Rezepte von Pavlovas, oder ist das nur die Macht der selektiven Wahrnehmung? Auch gut möglich.
Die Pavlovas sollen im Ofen dann noch auskühlen und am nächsten Tag bin ich schon sehr gespannt. Ich befülle sie mit Schlagobers und belege sie mit frischen Früchten, Trauben und Kiwis. Im Rezept sind Beeren vorgeschlagen. Und – ja – es ist eine dieser Überraschungen meines Projektes: ganz freiwillig wäre ich nicht drauf gekommen, eine Pavlova zu probieren, aber der Geschmack ist eindeutig überzeugend. Sie ist eben nicht so hart wie die Weihnachts-Windringerl, sondern vielmehr außen schön knusprig und innen trifft man dann auf einen weichen zarten Kern, der einfach lecker schmeckt, in Verbindung mit dem Schlagobers und den Früchten ein wirkliches Vergnügen.