Marie-Therese

Heute kommt die Freundin von meinem Sohn zu uns. Zum ersten Mal. Ich konnte es nicht mehr aushalten, von früh bis spät gab es nur ein Thema: Marie-Therese! Sogar die Ferien konnte er nicht mehr geniessen, weil er unbedingt seine Freundin wieder sehen wollte. Also habe ich mich der Sache kurzerhand angenommen – manchmal brauchen sie ja doch noch unsere Unterstützung – und Marie-Therese zu uns nachhause eingeladen.

Alle sind schon etwas angespannt, als endlich mit einer akademischen Viertelstunde Verspätung die Glocke geht. Wir wollen schliesslich alle einen guten Eindruck machen. Sie soll sich ja wohl fühlen bei uns. Ich versuche bis dahin meine Nervosität mit staubsaugen in den Griff zu kriegen – und das mache ich wirklich nur in Ausnahmesituationen. Manche behaupten ja, ich könnte ruhig öfters mal nervös sein, was sie damit meinen, weiss ich nicht so ganz genau.

Und dann kommt sie – besser gesagt – sie erscheint. Ihre langen brünetten Haare locken sich lässig über die Schultern. Ihre dunklen rehbraunen Augen werden von wunderschönen langen Wimpern eingerahmt und sie trägt bordeauxroten Nagellack. Genau diese Farbe findet sich im Rock wieder und dazu trägt sie einen rosafarbenen Pulli. WOW!  Ja, sie hat wirklich Klasse. Ich versteh meinen Sohn – immer besser. Sie ist ein halbes Jahr älter als mein Sohn. Er sagt, er sei sehr verliebt in sie und ich merke sofort, auch von ihrer Seite ist mehr als Sympathie vorhanden. Als kleines Begrüßungsgeschenk von ihm wartet ein Herz im Eingangsbereich am Boden – gelegt aus einer Schnur. Sie ist begeistert. Das Kreative hat er eindeutig von mir. 😉 Sie hat auch ein kleines Geschenk für ihn dabei und auch eins für mich – Raffaello. Sie wird mir immer sympathischer.

Ich bin fest entschlossen, die beiden nicht aus den Augen zu lassen, man weiss ja nie. Und sie sind wirklich ein Herz und eine Seele, egal was der eine vorschlägt, der andere macht mit. Dazwischen werden immer wieder verliebte Blicke getauscht oder mein Sohn streicht wie zufällig über ihre schönen Haare. Wie süß!

Dann bleibt sie noch zum Essen und ich bin ehrlich erstaunt, für ein Mädchen hat sie einen ordentlichen Appetit. Hätte ich ihr gar nicht zugetraut. 3 Palatschinken als Dessert verschwinden in ihrem bezaubernden Mund. Und leider – dann wird sie auch schon abgeholt. Die Stunden sind nur so verflogen. Aber sie versprechen sich ein baldiges Wiedersehen und ja stimmt – spätestens am Montag – also in 3 Tagen sehen sie einander ja wieder  – sie sind ja Gott sei Dank in der gleichen Kindergartengruppe – da haben sie sich ja auch kennengelernt. 🙂 Und bei der nächsten Geburtstagsfeier – da wird mein Sohn 5 – ist sie natürlich auch auf jeden Fall dabei.

 

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