Markt der Erde… und der vegane Schokogugelhupf

Teigspachtel #15 Veganer Schokogugelhupf (aus „Vollpension Kuchen von der Oma“, Pichler Verlag)

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Nachdem ich sage, woher ich bin, gibt es mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 80 zu 20 Prozent folgende Antwort: zu 80%: „Ah, da wo das Outlet Center ist.“ oder die 20%-Variante: „Da gibt’s ein gutes Steakhouse.“ Nun ja, beides stimmt, beides ist nur sehr beschränkt für mich wichtig. Aber, es zeigt, dass dies von der Bevölkerung außerhalb Parndorfs anscheinend wahrgenommen wird. Manchmal kommt allerdings schon eine Antwort, die mich sehr freut, und zwar: „Ah, da gibt’s doch diesen tollen Bio Markt mit den Ziegen.“ Und ja, das stimmt fast, es ist eigentlich kein Bio Markt sondern genau genommen ein Slow Food Markt und damit kann ich mich wirklich identifizieren.

Bild könnte enthalten: 1 Person, Pflanze, Himmel, Brücke und im Freien

An jedem 1. Samstag im Monat in den Wintermonaten, ansonsten zweimal pro Monat findet in Parndorf der „Markt der Erde“ statt. Nicht nur Einheimische sondern viele Genussliebhaber aus nah und fern finden sich hier ein, um Obst, Gemüse, Marmelade, Säfte, Joghurt oder Fleisch zu kaufen. Es gibt auch Rohmilchkäse von der Ziege und vom Schaf, frische Backwaren, Schokoladespezialitäten, Honig, Wein, Liköre und einiges mehr.

Bild könnte enthalten: 2 Personen, Essen und Innenbereich

Die Qualitätskriterien sind streng: Die Produkte • müssen handwerklich und • nach traditionellen Methoden • in der Region hergestellt worden sein • und in allen Belangen den Vorgaben „gut, sauber und fair“ entsprechen.

D.h. von hoher qualitativer und geschmacklicher Güte, ökologisch verträglich und nach „fairen Bedingungen und Preisen“ gegenüber ProduzentIn und EndverbraucherIn – ohne Zwischenhandel.

Die Produkte haben ihren Preis, ja, aber sie sind es echt wert!

Ein besonderes Highlight sind die in der Schauküche von ausgezeichneten Köchen frisch zubereiteten Köstlichkeiten, die man gleich dort verspeisen kann.

Kinder streicheln die Ziegen und wenn man besonderes Glück hat spielt sogar eine Kapelle auf. Es ist so eine tolle Stimmung, dass man automatisch gut drauf ist, wenn man dort einkaufen geht.

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Ganz sicher trifft man einige Bekannte, es ergibt sich immer ein Gespräch und immer ein guter Grund, um noch ein Gläschen oder zwei dort zu trinken. Wenn es die Jahreszeit möglich macht, sitzt man draußen, genießt die Sonne und lässt es sich einfach gut gehen. Oder man kostet sich mal durch die verschiedenen Walnuss-Liköre von RANKEL, wie ich es diesen Samstag gemacht habe – und lässt es sich ebenso gut gehen. 😉

Monika Liehl, der Begründerin dieses 1. Earth Markets in Österreich (weltweit gibt es derzeit etwa 40 Earth Markets – von Italien über Rumänien bis in die USA) ist mit diesem Markt etwas ganz Besonderes und Einmaliges in der Region gelungen und der Erfolg bestätigt dies. Ich persönlich finde es einfach großartig, was hier entstanden ist. Für besonders Interessierte zum Nachlesen, oder noch besser: einfach hinkommen und anschauen, es ist wirklich wunderbar und auf jeden Fall eine Reise wert

www.marktdererde.at

Nun, ich hatte die besondere Ehre, im Dezember 2014 meine hausgemachten und natürlich handgemachten Mehlspeisen dort verkaufen zu dürfen. Meine damalige Leidenschaft waren Nusskipferl aus Germteig und ich wage zu behaupten, dass ich es auf diesem Gebiet nach intensivem Üben zu einer gewissen Fertigkeit gebracht hatte. Nun kam also meine potentielle 1. Kundin zu mir an den Stand und brachte mich mit der folgenden Frage zum Staunen und Zweifeln: „Haben sie auch vegane Kipferl?“. Ich war wirklich gut vorbereitet, ich hatte 3 verschiedene Hüllen, 3 verschiedene Füllungen, sogar glutenfreie Kipferl, aber VEGAN ??? Nein, damit konnte ich nicht aufwarten. Ich brauchte kurze Zeit, um die Frage zu verarbeiten und dann habe ich diese Kundin wahrscheinlich für alle Zeiten vergrault, denn meine Antwort war ungefähr so: „Es tut mir wirklich leid, aber ein Germteigkipferl ohne Milch, ohne Eier und ohne Butter – das geht einfach nicht. Da müssen Sie schon was anderes essen.“ Naja, Diplomatie hat eben noch nie zu meinen Stärken gezählt.

Ich habe mich dann etwas näher mit veganen Kipferl und auch anderen veganen Mehlspeisen beschäftigt – mit mäßigem Erfolg – denn – eine vegane Mehlspeise soll nichts Tierisches, das ja gerade den guten Geschmack gibt, beinhalten, soll aber genauso gut schmecken – das kann nicht funktionieren!

Vor kurzem hat mich Monika Liehl gefragt, ob ich nicht mein Teigspachtel-Projekt vorstellen möchte, daneben meine hausgemachten Mehlspeisen anbieten könnte und sofort keimte der Wunsch in mir auf, es dieses Mal besser zu machen, meine brüske Ablehnung gegen alles Vegane aufzugeben und mit wahrlichen Meisterwerken der veganen Backkunst aufzuwarten.

Aus diesem Wunsch entstand der heutige vegane Schokogugelhupf. Bisher noch nie enttäuscht von den Rezepten der Vollpension denke ich, das könnte die Wiedergutmachung von Dezember 2014 werden. Ja, soweit der Wunsch. Wunsch und Realität klaffen ja bekanntermaßen manchmal etwas auseinander.

Was soll ich sagen, er ist okay. Relativ schnell gemacht, ohne viel Chichi ist er einigermaßen okay. Aber wenn ich die Wahl habe zwischen veganen Schokogugelhupf und keinem Gugelhupf würde ich lieber fasten. Es ist halt so, wie kann ich von einem Kuchen mit Mehl, Kakao, Pflanzenöl, Reismilch und Bitterschokolade erwarten, dass er schmeckt wie ein Kuchen mit Ei, Butter und Milch. Was ich mich dann immer wieder frage: ist es das wert? Warum verzichtet der/die VeganerIn bewusst und absichtlich auf Genuss? Ich versteh es einfach nicht. Ich bin ein absoluter Genussmensch, wenn schon, denn schon. Aber ich werde weiter experimentieren und eventuell treffe ich am Markt der Erde ja eine(n) Veganerin, der/die mir das erklären kann. Und vielleicht erwarte ich ja auch zuviel. Meine Stieftochter, die gerade auf Besuch ist, sagte zum veganen Schokogugelhupf: „für einen veganen Kuchen schmeckt der super!“

Am 1.4.2017 gibt es Gelegenheit mit mir am Markt der Erde darüber zu diskutieren. Ich freue mich schon sehr darauf. 🙂

 

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